Antworten von Rechtsanwalt Günter Menth
seit über zwanzig Jahren von Mallorca aus tätig
Frage: Wie wurde die Ferieninsel Mallorca von der Coronaviruskrise betroffen?
Antwort:
Die Epidemie wurde noch relativ gut abgefedert in Umfang und Intensität.
Zirka 2.500 offiziell als infiziert erfasste Personen.
Inklusive Dunkelziffer rechnet man mit etwa 10.000 Personen.
Wirtschaftlich mit zentraler Tourismusindustrie ist Mallorca allerdings zweifelsfrei eine der hauptbetroffenen spanischen Regionen.
Frage: Hat Mallorca die Krise bereits weitgehend überwunden?
Antwort:
Die Zahl der aktuellen infizierten Personen bewegt sich noch im 3-stelligen Bereich.
In Kürze dürften nur noch sehr wenige Personen im zweistelligen Bereich verbleiben
wie dies bereits heute auf den kleineren Baleareninseln wie Menorca und Ibiza der Fall ist.
Der Tourismus startet jetzt zunächst wieder mit vielen Einschränkungen zunächst als Regionaltourismus.
Der internationale Tourismus wird in den letzten Junitagen wieder beginnen
wenn wieder ohne anschliessende Quarantäne wieder gereist werden kann.
Überwunden? Nein, das kann man nicht sagen, aber der Weg aus der Gesundheitskrise ist vorgezeichnet
Frage: Welche gesetzlichen Neuegelungen sind in Spanien jetzt zu erwarten?
Antwort:
Eine angekündigte gesetzliche Neuregelung ist die Einführung des Grundeinkommens welches jetzt gerade auch die finanziellen Folgen der Gesundheitskrise abmildern soll.
Es bleibt abzuwarten wie hier die genaue inhaltliche Ausgestaltung aussehen wird.
Ob und inwieweit man diese Krise auch zur klimapolitischen Umgestaltung nutzen kann, wird sich bald zeigen.
Frage: Welche Auswirkungen auf die Immobilienbranche sind heute absehbar?
Antwort:
Es sind bei dieser Gesundheitskrise keine vergleichbaren nachhaltigen Effekte wie bei der Immobilienkrise 2008 zu erwarten.
Zunächst nachzugeben scheinen die Preise für Ladenlokale generell und für Wohnungen in zentralen Bereichen von Palma.
Auf dem Mietmarkt werden keine grösseren Veränderungen erwartet.
Naturnähe könnte mehr gefragt sein. Wünschenswert wären Investionen in ältere Stadtwohnungen oder Dorfhäuser, zahlenmässig mit viel Potenzial.
Dazu müssten diese Häuser allerdings entweder preisgünstiger angeboten werden oder vermehrt Sanierungsgebiete ausgewiesen werden.
Frage: Welche Perspektiven gibt es für die Tourismusindustrie?
Antwort:
Juli und August werden sicherlich lange noch nicht so ausgebucht sein wie im Vorjahr aber im September und gegebenfalls im Oktober könnten bereits wieder höhere Auslastungen erreicht werden.
Aktuell werben Landhotels mit Ihren Fähigkeiten die Abstandsflächen besser garantieren zu können.
Frage: Langfristig, was könnte die Coronakrise auf Mallorca verändern?
Antwort:
Interessante Frage,hier wird man wohl differenzieren müssen.
Kurzfristige Veränderungen einerseits und langfristige Veränderungen andererseits.
Kreuzfahrttourismus langfristig und Grossveranstaltungen kurzfristig dürften zurückgehen.
Während für die Destination Mallorca in der Gesamtheit keine nachhaltigen Rückgänge erwartet werden, sind gewisse Wandlungen in der Tourismusstruktur in Richtung längerfristige Aufenthalte in naturnäheren Bereichen wahrscheinlich.
Im Zweitwohnsitzsektor erwarte ich persönlich eine verstärkte Kombination Homeoffice und Telearbeit mit diesbezüglicher Immobilienanpassung, also verbesserter technischer Ausstattung.
Frage: Sind auch Mentalitätsänderungen zu erwarten?
Antwort:
Nun hier hatte die zuvor überhitzte Konjunktur mit vielen Saisonarbeitern speziall auf Mallorca in der Vergangenheit bereits einen Einfluss während man sich beispielsweise auf Menorca noch mehr Empathie mit den nicht so zahlreichen Gästen erhalten hatte.
Die aktuelle „nueva normalidad / neue Normalität“ des Distanzhaltens wird wohl mit der Entwicklung eines Impfstoffes wieder zurückgefahren werden. Da sind unsere menschlichen Verhaltensweisen zu nachhaltig verankert.
Frage: Welche neuen Marktchancen dürften sich nun auf Mallorca eröffnen ?
Antwort:
Nun bekanntermassen schaffen Krisen immer auch Chancen für den Einstieg in bestimmte Geschäftsfelder.
Genannt seien hier der Energiesektor und die Produktveredelungen mit Anpassung an einen diversifizierten und umweltverträglichen Tourismus im Rahmen der ökologischen Konversion:
Neue Produkte kreieren von Mallorca aus. Die digitale Technik macht das möglich. Neue Apps von Mallorca aus entwickelnt. Natürlich auch für den Gesundheitsschutzsektor.